Pflegekammer NRW schlägt Alarm
Die Pflegekammer NRW hat Zahlen veröffentlicht, die den gravierenden Fachkräftemangel in der Pflege verdeutlichen. Besonders zehn Kommunen in NRW stehen vor großen Herausforderungen: Coesfeld, Höxter, Kleve, Leverkusen, Minden-Lübbecke, Neuss, Soest, Steinfurt, Viersen und Warendorf.

Ein Beispiel ist Warendorf, wo auf 37 % der Pflegefachpersonen, die in naher Zukunft in Rente gehen, nur 10 % an Nachwuchskräften kommen. Diese Unterversorgung betrifft nicht nur die Pflegebranche, sondern auch Angehörige, die zunehmend selbst in die Rolle der pflegenden Angehörigen gedrängt werden.
Sandra Postel, Präsidentin der Pflegekammer NRW, betont: „Wir reden hier nicht von einer Entwicklung, die in 20 oder 30 Jahren passieren wird. Es wird schon in den kommenden fünf Jahren so weit sein.“ Die Forderungen der Pflegekammer sind klar: eine bessere Nachwuchsförderung, eine Attraktivitätssteigerung des Berufs und eine gezielte Rückgewinnung von Pflegefachpersonen.
Pflege in Krankenhausvorständen
Der Deutsche Pflegerat (DPR) kritisiert, dass Pflegefachpersonen zwar die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen stellen, aber in den Führungsetagen von Krankenhäusern kaum vertreten sind. Dabei geht es nicht nur um Anerkennung, sondern um Qualitätssicherung und wirtschaftliche Stabilität.
Krankenhäuser stehen vor enormen Herausforderungen: politischer Druck durch die Krankenhausreform, wirtschaftliche Zwänge und steigende Fallzahlen. Der DPR fordert daher, dass pflegefachliche Expertise auf Vorstandsebene verankert wird – mit echter Entscheidungsbefugnis. Internationale Beispiele wie das Magnet Recognition Program in den USA zeigen, dass eine stärkere Einbindung der Pflege zu besseren Ergebnissen in der Versorgung führt.
In Deutschland gibt es erste Fortschritte, etwa in Nordrhein-Westfalen, wo die Pflegedirektion als fester Bestandteil der Krankenhausleitung etabliert wurde. Doch der DPR fordert eine bundesweite gesetzliche Grundlage, um die strategische Mitbestimmung der Pflege sicherzustellen.

Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz: Ein Schritt in die richtige Richtung?
Das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) wurde Ende Januar beschlossen und könnte die pflegerische Perspektive in gesundheitspolitischen Entscheidungen stärken. Besonders relevant ist, dass den Berufsorganisationen der Pflegeberufe ein Antrags- und Mitberatungsrecht im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) eingeräumt wird.
Unklar bleibt jedoch, welche Organisationen genau vertreten sein werden. Derzeit spricht vieles dafür, dass der Deutsche Pflegerat (DPR) diese Rolle weiter übernimmt. Langfristig könnte jedoch eine Bundespflegekammer in Kombination mit anderen Organisationen für eine breitere Repräsentation sorgen.
Bernadette Klapper vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) kritisiert, dass mit dem Gesetzesentwurf wichtige Reformen – wie die Einführung von Primärversorgungszentren – gestrichen wurden. Diese seien notwendig, um die Gesundheitsversorgung an eine alternde Bevölkerung anzupassen.
Kurznachrichten
Gesundheitsorganisationen für Weltoffenheit
Mehrere Gesundheitsorganisationen, darunter die Bundesärztekammer und der Deutsche Pflegerat, setzen sich für ein weltoffenes und tolerantes Deutschland ein. Internationale Fachkräfte machen rund 15 % des Personals im Gesundheitswesen aus und sind insbesondere in ländlichen Regionen unverzichtbar.
Umbruch im Gesundheitsausschuss
Nach der Bundestagswahl wird es im Gesundheitsausschuss des Bundestages viele personelle Veränderungen geben. Zwölf der derzeit 43 Mitglieder treten nicht erneut an, darunter Heike Baehrens (SPD) und Maria Klein-Schmeink (Grüne). Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bleibt jedoch im Amt.
Akademisierung der Pflegeberufe gefordert
Die Deutsche Hochschulmedizin fordert eine stärkere Akademisierung der Gesundheitsfachberufe. Neue Studiengänge, Professuren und Forschungsaktivitäten seien notwendig, um die Qualität der Versorgung langfristig zu sichern.
Weitere Informationen zu den Kurznachrichten findet ihr hier:

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