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Technologien und Demenz: Potenziale und Herausforderungen im Pflegealltag

In der heutigen Zeit rücken technologische Entwicklungen immer stärker in den Fokus der Pflege und Gesundheitsversorgung. Insbesondere im Umgang mit demenzerkrankten Patient:innen eröffnen moderne Technologien neue Möglichkeiten. Sie können sowohl zur Unterstützung der Pflegefachpersonen als auch zur Erhöhung der Lebensqualität von Menschen mit Demenz beitragen. Dieser Artikel untersucht, wie digitale Tools im Pflegealltag integriert werden können, welche Vorteile und Herausforderungen sie mit sich bringen und welche Zukunftsperspektiven bestehen.

Die Bedeutung von Demenzerkrankungen

Demenzerkrankungen zählen weltweit zu den größten gesundheitlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Allein in Deutschland sind etwa 1,7 bis 1,8 Millionen Menschen betroffen, und die Zahl der Neuerkrankungen liegt bei ca. 300.000 pro Jahr. Besonders besorgniserregend ist die Prognose: Bis zum Jahr 2050 könnte sich diese Zahl verdoppeln. Demenz ist eine fortschreitende Erkrankung, die das Gedächtnis, das Denkvermögen und das Urteilsvermögen beeinträchtigt. Je weiter die Krankheit fortschreitet, desto schwieriger wird es für die Betroffenen, alltägliche Aufgaben zu bewältigen.

Die Betreuung von Menschen mit Demenz stellt eine enorme Belastung dar, sowohl für Pflegefachpersonen als auch für Angehörige. Aus diesem Grund wird die Frage, wie digitale Technologien in der Pflege von Demenzkranken eingesetzt werden können, immer dringlicher.

Einsatz digitaler Technologien in der Pflege von Demenzpatient:innen

Technologische Hilfsmittel können auf unterschiedliche Weise in die Pflege integriert werden. Dabei sind nicht nur Innovationen gefragt, die auf eine Erleichterung der Pflegearbeit abzielen, sondern auch solche, die das Wohlbefinden und die Sicherheit der Patient:innen gewährleisten.

  1. Assistenzsysteme und Monitoring: Eine der größten Herausforderungen in der Pflege von Menschen mit Demenz sind Verhaltensauffälligkeiten wie das sogenannte "Weglaufen" oder das Verirren. Hier können GPS-Tracker und Smart-Home-Technologien hilfreich sein. Diese Systeme überwachen die Bewegungen der Betroffenen und ermöglichen eine schnelle Reaktion, wenn sie sich verirren oder die sichere Umgebung verlassen. Gleichzeitig geben sie den Angehörigen Sicherheit und entlasten Pflegefachpersonen.
  2. Roboter in der Pflege: Pflegerobotik ist ein weiterer Bereich, der Potenzial zur Unterstützung von Pflegefachpersonen bietet. Roboter wie "Pepper" oder "Paro" können auf die Bedürfnisse von Demenzpatient:innen reagieren und sie emotional ansprechen. Diese Roboter werden bereits erfolgreich in der Therapie eingesetzt, indem sie durch ihre Interaktivität und ihr freundliches Auftreten emotionale Unterstützung bieten.
  3. Virtuelle Realität und kognitive Stimulation: Virtual Reality (VR) ermöglicht es, Menschen mit Demenz in eine sichere und kontrollierte Umgebung zu versetzen, die positive Erinnerungen weckt. Studien zeigen, dass VR positive Effekte auf das emotionale Wohlbefinden von Demenzpatient:innen haben kann, indem sie Erlebnisse ermöglicht, die in der realen Welt nicht mehr zugänglich sind.
  4. Digitales Pflege-Management: Elektronische Dokumentationssysteme und digitale Patientenakten ermöglichen es Pflegefachpersonen, Informationen effizient zu erfassen und schneller zu handeln. Besonders in der Versorgung von Demenzkranken, die häufig mehrere Betreuungspersonen involviert, kann der schnelle Zugriff auf medizinische Informationen entscheidend sein.

Herausforderungen bei der Integration von Technologien

Trotz der vielen Vorteile stehen die Pflegeeinrichtungen und Pflegefachpersonen vor Herausforderungen, wenn es um die Implementierung dieser Technologien geht. Zunächst muss sichergestellt werden, dass die Technologien den speziellen Bedürfnissen von Menschen mit Demenz gerecht werden. Diese sind oft nicht in der Lage, komplexe technische Geräte zu bedienen, und benötigen deshalb einfache und intuitive Lösungen.

Ein weiteres Problem stellt die Finanzierung dar. Innovative Technologien sind oft kostenintensiv, und nicht alle Pflegeeinrichtungen haben die notwendigen Ressourcen, um in diese Technologien zu investieren. Auch rechtliche und ethische Fragen, insbesondere im Hinblick auf den Datenschutz und die Privatsphäre der Patient:innen, müssen berücksichtigt werden. So sollte beispielsweise der Einsatz von Überwachungssystemen wie GPS-Trackern immer im Einvernehmen mit den Betroffenen oder ihren Angehörigen erfolgen.

Chancen für die Zukunft

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist ein unaufhaltsamer Trend, der auch in der Pflege immer mehr Einzug hält. Die Möglichkeiten, die sich daraus für die Versorgung von Demenzpatient:innen ergeben, sind enorm. Langfristig könnten Technologien dazu beitragen, die Pflegepersonalnot zu lindern, indem sie zeitintensive Aufgaben wie die Dokumentation oder die Überwachung übernehmen.

Zudem eröffnen Technologien neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Pflegeeinrichtungen und Angehörigen. Telemedizinische Angebote und digitale Plattformen können eine Brücke zwischen den verschiedenen Akteur:innen schlagen und so die Pflege verbessern.

Die Entwicklung personalisierter Technologien, die auf die individuellen Bedürfnisse von Demenzpatient:innen abgestimmt sind, könnte in Zukunft eine noch größere Rolle spielen. Beispielsweise könnten Algorithmen entwickelt werden, die Verhaltensmuster erkennen und daraufhin personalisierte Pflegepläne erstellen.

Fazit

Der Einsatz von Technologien in der Pflege von Demenzpatient:innen birgt enormes Potenzial, sowohl für die Betroffenen als auch für die Pflegefachpersonen. Von GPS-Trackern über Pflegeroboter bis hin zu elektronischen Dokumentationssystemen – die Möglichkeiten sind vielfältig. Gleichzeitig ist es wichtig, die Herausforderungen nicht außer Acht zu lassen und sicherzustellen, dass die Technologien stets im Einklang mit den ethischen und rechtlichen Rahmenbedingungen eingesetzt werden. Nur so kann die digitale Transformation im Pflegebereich erfolgreich sein und die Lebensqualität von Menschen mit Demenz nachhaltig verbessern.

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Bild der Podcast-Aufnahme zu Technologien und Demenz
Franziska, Jan, Christian, Sven (v.l.n.r.)