In Folge 138 sprechen wir über die Integration von Pflegefachpersonen aus dem Ausland. Der Pflegenotstand in Deutschland ist eine der drängendsten Herausforderungen des Gesundheitswesens. Aufgrund des demografischen Wandels und der zunehmenden Alterung der Bevölkerung steigt der Bedarf an qualifizierten Pflegekräften stetig. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Integration von Pflegekräften aus dem Ausland immer mehr an Bedeutung. Das Klinikum Osnabrück hat in den letzten Jahren umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um internationale Pflegekräfte erfolgreich zu integrieren.
Der Bedarf an internationalen Pflegekräften
Viele Pflegekräfte aus der Babyboomer-Generation werden in den nächsten Jahren in Rente gehen, was den Personalmangel neben anderen Faktoren weiter verschärft.
„Die Akquise aus dem Ausland ist eine von mehreren Maßnahmen, um diesem Mangel entgegenzuwirken.“
- Sebastian Winter
Herkunftsländer und Rekrutierungsprozesse
Aktuell richtet sich der Fokus auf Drittstaaten wie Kolumbien, Indien und Indonesien. Das Klinikum Osnabrück arbeitet eng mit Vermittlungsagenturen zusammen, die geeignete Kandidat:innen suchen und bei der sprachlichen und beruflichen Qualifikation unterstützen. Diese Agenturen helfen nicht nur bei der Rekrutierung, sondern auch bei der Vorbereitung der Pflegekräfte auf die beruflichen Anforderungen in Deutschland.
Ethische Fragen und WHO-Richtlinien
Ein zentraler Aspekt bei der internationalen Rekrutierung ist die ethische Vertretbarkeit. Das Klinikum Osnabrück hält sich strikt an die Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO), welche die Rekrutierung aus Ländern mit einem Pflegenotstand verbieten.
„Wir werben Pflegekräfte aus Ländern an, in denen ein Überschuss besteht oder die sich aufgrund wirtschaftlicher und beruflicher Perspektiven für eine Arbeit in Deutschland entscheiden“.
- Sebastian Winter
Der Weg nach Deutschland
Alexis Padilla Gomez, ein Pflegefachmann aus Kolumbien, berichtet von seinen Erfahrungen bei der Ankunft in Deutschland. Er und seine Frau hatten bereits in Kolumbien einen Deutschkurs absolviert, bevor sie nach Deutschland kamen. Nach ihrer Ankunft durchliefen sie weitere Sprachkurse und berufliche Anerkennungsmaßnahmen, bevor sie als vollwertige Pflegefachkräfte arbeiten konnten.
„Die ersten Wochen waren eine Herausforderung, besonders aufgrund der sprachlichen Barrieren und der kulturellen Unterschiede in der Pflegepraxis.“
- Alexis Padilla Gomez
Herausforderungen und Integration
In Kolumbien delegieren Pflegefachkräfte Aufgaben wie die Körperpflege oft an Hilfskräfte. In Deutschland ist die Rolle der Pflegefachkraft umfassender. Alexis musste sich an diese Unterschiede anpassen und seine Kompetenzen erweitern. Dabei wurde er von seinen deutschen Kolleg:innen unterstützt, die ihm bei der Integration halfen.
Unterstützung durch das Klinikum
Das Klinikum Osnabrück unterstützt den Integrationsprozess durch eine Vielzahl von Maßnahmen. Von der Bereitstellung von Wohnraum über die Organisation kultureller und sozialer Aktivitäten bis hin zu interkulturellen Trainings für das Stammpersonal – all diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass sich internationale Pflegekräfte willkommen und integriert fühlen. Ein fester Ansprechpartner, der die neuen Fachkräfte bei allen behördlichen und organisatorischen Fragen unterstützt, ist ein zentrales Element dieses Ansatzes.
Erfolgsfaktoren und Herausforderungen
Das Klinikum Osnabrück hat bisher positive Erfahrungen mit der Integration internationaler Pflegekräfte gemacht. Seit 2020 wurden rund 80 Pflegekräfte rekrutiert, von denen nur wenige das Klinikum wieder verlassen haben. Dies spricht für den Erfolg des Integrationsmodells. Dennoch gibt es Herausforderungen, insbesondere bei der Anerkennung ausländischer Qualifikationen und der Erlangung eines dauerhaften Aufenthaltstitels.
Aufruf zur Teilnahme an Umfrage zu Gewalterfahrungen gegen Pflegefachpersonen
Forschende der Alice Salomon Hochschule Berlin (u.a. Prof.Dr. Johannes Gräske) führen eine Umfrage zu Gewalterfahrungen gegen Pflegefachpersonen durch und würden sich über Eure Teilnahme freuen. Hier gehts zur Studie und weiteren Informationen.
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